Testbericht: Boss DD-200 Teil I

Boss DD 200Das jüngste Mitglied der großen Boss DD Familie ist das Boss DD-200, das trotz seines kompakten Gehäuses mit zahlreichen Features glänzen kann.

In diesem ersten Teil des Testberichts geht es zunächst um das Design und einige Sounds des Boss DD-200. Der zweite Teil widmet sich dann einigen besonderen Algorithmen.

Design

Die 200er Serie hat ein neues Pedalformat, das ungefähr so breit ist, wie ein DD-8 mit angeschlossenen Winkelsteckern. Es nimmt auf dem Pedalboard also kaum mehr Platz weg, als ein Kompaktpedal. Das perlmutt-farbene Gehäuse ist angeschrägt, so dass die On/Off und Memory/Tap Taster gut mit dem Fuß zu erreichen sind. Oberhalb der beiden Taster sind die LEDs als Streifen eingebaut und gut sichtbar.
An der Stirnseite befinden sich mit dem Gehäuse verschraubt zwei Input, zwei Output, ein CTL/ EXP Anschluss sowie eine Netzteilbuchse (das Pedal benötigt 225 mA). Am CTL/EXP können ein Expression- Pedal oder mehrere Taster angeschlossen werden, die unterschiedlichste Funktionen übernehmen können.
An der Seite sind Midi In und Out in 3,5mm Klinkenformat und ein USB-Anschluss für Updates verfügbar. Per Midi können weitere Presets abgespeichert und angewählt werden. Außerdem lassen sich alle Parameter per CC steuern. An der Unterseite befindet sich ein Batteriefach für drei AA Batterien.

Neben dem kleinen Display findet man einen Endlosregler für Time und die Regler für Feedback, Level, Parameter, Tone und Mod Depth. Das Display zeigt die gewählten Millisekunden oder die BPM an. Ein weiteres Poti lässt zwischen 12 Effekttypen wählen. Zwei kleine Taster justieren die Tap Divisions bzw. schalten zwischen den internen Presets. Aktiviert man durch das Drücken der beiden Taster das Hauptmenü, so sieht man auf dem Display Abkürzungen für die einzustellenden Parameter.

Durch das Drücken der beiden Fußtaster gelangt man in den Looper mode.
Hier können zahlreiche Feinabstimmungen vorgenommen werden. Neben dem Aktivieren von Trails können hier die Midi Sync und Control Change Option, sowie die Fußtaster Funktionen (Tap Tempo, Hold, Twist usw.) eingestellt werden.
Alles ist, wie bei Boss üblich, sehr robust aufgebaut, die Taster haben einen ordentlichen Druckpunkt und die Potiknöpfe fühlen sich hochwertig und stabil an und haben einen angenehmen Regelweg.

Sounds

Das Standard Delay, ein digital Delay Sound, hat einen schönen klaren und perkussiven Charakter. Im Bandkontext habe ich den Tone-Regler auf ca. 3 Uhr gestellt, um die Bässe etwas zu bedämpfen und die Höhen zu pushen.
Obwohl es ein Digital Delay ist, klingt hier nichts steril. Der Parameterregler regelt bei diesem Algorithmus das Attack. Dreht man ihn also weiter auf, so verschwindet der perkussive Charakter und die Repeats werden etwas gefälliger.
Die Modulation lässt sich bei allen Effekttypen des DD-200 mit dem Mod Depth Regler nur in der Effekttiefe, nicht jedoch in der Geschwindigkeit regeln. Diese ist jedoch sehr gut abgestimmt und so erhält man eine schöne Modulation, die das Stereobild auch noch etwas erweitert.

Analog Delay

Der Analog Sound des DD-200 hat mir besonders gut gefallen. Der Parameterregler fügt dem Signal etwas Verzerrung hinzu. Dreht man den Tone Regler ganz auf, so erinnert der Sound an den Bright Mode des MXR Carbon Copy. Ganz zurückgeregelt geht es eher in Richtung DOD Rubberneck.

Bei länger eingestelltem Feedback schaukeln sich die Delays schön auf und werden in den Bässen und den Höhen beschnitten. Dadurch machen sie im Frequenzbild etwas Platz und erzeugen einen schönen Klangteppich.
Da das Pedal Stereo aufgebaut ist, wäre diese Einstellung auch eine Empfehlung für Synths, um einem zu glatten Signal etwas Leben einzuhauchen.
Auch im Analog Modus ist die Modulation sehr gut gewählt und man erhält ein schönes, analog klingendes Wabern.

Tape Mode

Der Tape Mode orientiert sich am legendären Roland RE-201 und hier hat sich Boss sicherlich am hauseigenen RE-20 Sound bedient.
In diesem Modus wählt der Parameter Regler die Anzahl und Kombination der Tonköpfe. Ab 12 Uhr wiederholen sich die Settings, das Signal wird allerdings etwas in die Sättigung getrieben.
Fügt man etwas Modulation hinzu erklingt ein dreidimensionaler RE-201 Sound, der mit dem Tone Regler feinjustiert werden kann.

Drum Mode

Beim Drum Sound, der sich am Binson Echorec 2 orientiert, regelt das Parameter Poti ebenfalls die Tonköpfe und die Verzerrung. Als Besonderheit kann hier die Option ALL eingestellt werden, die wie beim Original das virtuelle Drücken aller Tonkopf-Taster simuliert.
Der Drum Sound ist sehr authentisch und höhenreicher/perkussiver als der Tape Mode. Auch hier macht es Spaß rhythmische Delays zu spielen, die mit etwas Modulation angereichert sind.

Shimmer

Shimmer dürfte sich von selbst erklären. Zum Delay wird ein nach oben oktaviertes Signal hinzugefügt, das mit dem Parameter Poti in der Brillanz geregelt wird. Schön ist, dass der Shimmer Effekt ein etwas längeres Attack hat, also nicht gleich beim Saitenanschlag erzeugt wird. Er faded langsam ein. Durch die Modulation gelangt man in andere Sphären und könnte manchmal schwören, man habe Engel singen hören 😉

Hier gelangst du zu einem Demo Video des BOSS DD-200.