Vor kurzem ging folgende Anfrage bei mir ein:
„Im Prinzip bräuchte in einen Binson Echorec, aber die Dinger sind unbezahlbar. Ich liebe diesen flutter Echo Matsch, den man hinbekommen kann.
Mittlerweile bin ich der Meinung, dass ein analog Delay, alles hinbekommt was ich mir vorstelle. Digitale Delays, die analoge Einstellungen haben, klingen leider nicht gut genug. Aber mich übermäßig verschulden will ich auch nicht.
Könntest Du mir in etwa sagen, ob der Ibanez Echo Shifter interessant wäre? Vor allem im Gegensatz zum Ibanez analog Delay, AD9, Mini, oder gar zum EHX Memory toy.
Hab schon zu viele dämliche ausprobiert. Zur Zeit spiele ich, noch!, den Hardwire DL8. Aber leider zu kalt und unorganisch meiner Meinung nach.“
DelayDude: Vielen Dank für deine sehr spannende Frage. Du hast Recht: für jeden Song und für jede Stimmung gibt es den passenden Sound, und der Sound eines Echorec ist etwas ganz Besonderes. Er hat ein sehr perkussives Attack und durch die Multi Head Funktion lassen sich sehr schöne rhythmische Gitarrenparts erzeugen.
Darüber hinaus gibt die Modulation eines älteren Geräts dem Ganzen eine Dreidimensionalität. Es ist schwer, dies in einem Pedal nachzubilden.
Das Binson Echorec ist ein ein „Magnetic Drum“ Delay, das ein klares Signal erzeugt und klanglich eher in die Richtung eines Tape Delays geht. Ich würde es zwischen Digital Delay (aufgrund seines perkussiven Attacks) und einem Analog Delay (wegen seiner natürlichen Modulation und seinen organischen Wiederholungen) einordnen.
Digitale Emulationen
Auch wenn du für dich ein digitales Pedal ausgeschlossen hast, möchte ich der Vollständigkeit halber die bekanntesten Nachbildungen erwähnen: Das Catalinbread Echorec, Dawner Prince Boonar und das Gurus Echosex bilden die typischen Sounds eines Echorecs sehr gut nach.
Aber auch aktuellere Pedale, wie das Strymon Volante und das Crazy Tube Circuit Echotopia fallen in diese Kategorie. Sie können sowohl mit ihren virtuellen Tonköpfen als auch mit ihrer gelungen Modulation glänzen.
Einen Vergleich der beiden Geräte findest du hier.
Dennoch gebe ich dir Recht, wenn du sagst, dass den digitalen Effekten oft etwas Tiefe und Charakter fehlt. Außerdem fügt ein „Magnetic Drum“ Delay dem Signal noch etwas „Schmutz“ oder Sättigung (Saturation) hinzu.
Hier könnte man einen vorgeschalteten Preamp in Betracht ziehen. Ich habe kürzlich einen analogen Preamp des Binson Echorec gebaut, der den Klang wunderbar verfeinert und perfekt mit einem Delay harmoniert. Sofern du an so einem Preamp interessiert bist, zögere nicht, mich zu kontaktieren.
Falls du etwas Geduld hast, könntest du warten, bis T-Rex das versprochene Echorec auf den Markt bringt. Bei der letzten NAMM hatten sie einen Prototypen eines exakten Nachbaus eines Binson Echorecs vorgestellt. Ein Veröffentlichungstermin wurde allerdings noch nicht genannt.
Analoge Pedals
Bei analogen Pedalen wird es meiner Meinung nach etwas schwieriger, da hier die Multi Head Option nicht angeboten wird. Als einziges wäre hier das Pigtronix Echolution zu nennen, das ein analog/digital Hybrid Pedal ist.
Außerdem werden die Wiederholungen bei einem analogen Delay von Mal zu Mal dumpfer, indem die Höhen mit jeder Wiederholung gekappt werden.
Ein „Magnetic Drum“ Delay kappt hingegen eher die Bässe und wird dadurch etwas „dünner“ im Sound. Dies fügt sich jedoch sehr schön in das Klangbild ein und nachfolgende Töne werden nicht überdeckt.
Wenn die Multi Head Funktion nicht so wichtig ist und eher der perkussive Klang und die Modulation im Vordergrund deiner Suche stehen, so würde ich hier den EHX Deluxe Memory Man in der Big Box Version empfehlen. Es hat einen klaren Klang, den perkussiven Charakter und eine schöne Modulation. Der Deluxe Memory Boy ist klanglich etwas dunkler, bietet allerdings eine Low Cut Funktion, die die Bässe beschneidet und so dem Echorec Sound etwas näherkommt.
Das Ibanez AD9 und ADmini haben leider keine Modulation, sind generell aber sehr gut klingende Pedale. Sie haben einen etwas dunkleren Sound, fügen sich aber klanglich sehr gut in den Gesamtsound ein. Das AD9 hat lediglich 300mS Delayzeit, lässt sich allerdings sehr schön zur Selbstoszillation modifizieren und kann so sehr schön im Hintergrund „wabern“.
Der Ibanez Echo Shifter sagt mir persönlich nicht so zu, da sein Sound etwas charakterlos ist und die getappte Geschwindigkeit nach dem ein/ausschalten verstellt wird.
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