
Keine Aufnahme ohne Kopression?
Seit man damit begonnen hat, Musik professionell aufzunehmen, wird auch Kompression verwendet. Die alten Tonbandgeräte der 60er Jahre waren der Inbegriff von Kompression. Alles, was uns heute jenseits des eigenen Proberaums oder des heimischen Musikzimmers zu Ohren kommt, wurde irgendwo irgendwie komprimiert. Mir ist kein Recording- Programm bekannt, dass nicht automatisch komprimiert. Und selbst live auf der Bühne ist es relativ wahrscheinlich, dass der Sound in irgendeiner Weise komprimiert wird, sobald eine PA im Spiel ist.
Sicherlich ist nicht jede Kompression gut und so gibt es in Musikerkreisen nicht umsonst Begrifflichkeiten „Compression to fuck“, was in etwa bedeutet, dass jede Spur zunächst für sich genommen x-mal komprimiert wurde, um im Anschluss auch noch den ganzen Mix ordentlich zusammenzustauchen. So etwas kann dem Sound natürlich auch schon mal ganz schön schaden.
Gleichzeitig kann Kompression aber auch bestimmte Nuancen eines Sounds hervorheben. Es kommt wie immer auf das richtige Maß an.
MQA
Derzeit hört man im Zuge der Diskussion um die Kompression von Musik auch immer wieder von dem sogenannten MQA- Verfahren (Music Quality Authenticated). Anders als bisher kommt hier eine Kompression zum Einsatz, die Frequenzen faltet, anstatt sie abzuschneiden. Allerdings ist es nur mit speziellen Decodern möglich, die so entstandenen Dateien wieder zu entpacken.
Endgeräte und das menschliche Ohr
Selbst wenn wir noch nicht von der Decoder-Utopie des MQA- Verfahrens ausgehen, so stellt sich doch immer auch die Frage, wie der Sound eines YouTube Videos letztlich den Weg zu den Ohren des Hörers findet. Im Allgemeinen werden YouTube Videos über PCs, Laptops, Tablets und Smartphones angeschaut. Je nach Ausstattung können die Boxen des jeweiligen Endgerätes schon ein stark Sound-limitierender Faktor sein. Und selbst wenn der Sound über qualitativ hochwertige Boxen oder Kopfhörer kommt, kann die Soundkarte des Endgerätes dem Klang noch ordentlich zusetzen.
Gleichzeitig hängt das Ausmaß des Frequenz-Spektrums, das ein menschliches Ohr wahrnehmen kann von etlichen Faktoren ab. Das Lebensalter, der Umstand, wie oft und intensiv ein Mensch starken Geräuschen ausgesetzt war oder auch wie trainiert ein Ohr ist, beeinflussen maßgeblich, welche Frequenzen überhaupt wahrgenommen werden.
Dementsprechend denke ich, dass man YouTube Videos über Effektpedale, Gitarren und Amps als das sehen sollte, was sie sind: Videos, die mal mehr, mal weniger gut abbilden, wie ein Gerät unter bestimmten Umständen klingen kann.
Und wenn ein Video den Anreiz gegeben hat, sich näher mit einem Pedal zu befassen, ist es doch ohnehin das Schönste, das Gerät selbst auszuprobieren.
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