Heute habe ich ein besonders schönes Pedal zum Test: das Crazy Tube Circuits Echotopia. Das Wortspiel aus Echo (Widerhall/Resonanz) und Utopie (Wunschvorstellung/Illusion) beschreibt das Pedal sehr gut. Klanglich ordnen die Jungs von Crazy Tube Circuits das Echotopia als Retro Tape Echo für Soundscapes ein.
Konstruktion
Das in meinen Augen sehr schön gestaltete Pedal kommt in einem schlichten Karton mit Manual und Stoffbeutel. Die Größe des stabilen Aluminium Druckguss Gehäuses entspricht der eines EHX POG2 und so passt das kompakte Pedal sehr gut auf das Pedalboard.
Die Lackierung gefällt mir sehr gut und spiegelt in seinem hellgrau/türkis wunderbar das Flair der 60er Jahre wider.
Die gesamte Konstruktion macht einen sehr robusten Eindruck. Sowohl die beiden Fußschalter (ein/aus und Tap Tempo), als auch die Potis und Kippschalter haben einen angenehmen Druckpunkt bzw. Regelweg.
Das Delay ist digital aufgebaut und emuliert ein Vintage Tape Echo mit 4 Tonköpfen, wie es zum Beispiel das Copicat oder das Roland Space Echo ebenfalls tun.
Die Delayzeit reicht von 40mS (Tonkopf 1) bis 1,2 Sekunden (Tonkopf 4).
Ausstattung
Das Echotopia hat einen Mono Eingang und zwei Mono Ausgänge für den Stereobetrieb. Darüber hinaus hat es einen Expressionpedal- und einen Netzteilanschluss an der Stirnseite. Dadurch ist es noch platzsparender auf dem Board.
Ich persönlich hätte mir im Expressionpedal-Anschluss noch einen für ein externen Tap gewünscht, um das Pedal mit anderen zu synchronisieren. Aber das ist rein subjektiv, ließe sich bestimmt nachrüsten und soll keineswegs als Minuspunkt gewertet werden.
Neben den üblichen Delay-Einstellungsmöglichkeiten: Feed (Repeats) und Time, lässt sich der Mix des Delaysignals über die 4 virtuellen Tonköpfe regeln.
Mood regelt den Ton und Rate und Depth verändert Tiefe und Geschwindigkeit der Modulation der Wiederholungen.
Ein kleiner Kippschalter ermöglicht es, die Subdivisions der Tap Funktion einzustellen. Klasse ist, dass sich die Veränderung der Subdivisions direkt auf die Delayzeit auswirkt und nicht neu eingetappt werden muss.
Klang
Der Klang des Echotopia ist wirklich beeindruckend. Ich starte meinen Test mit „standard“ Delay Einstellungen, indem ich nur Tonkopf 4 aktiviere, Vierteil eintappe und ein paar Repeats ohne Modulation erzeuge.
Je nach Einstellung des Mood Potis ergeben sich hier viele Nuancen: vom dunkleren Sound eines stark beanspruchten Tape Echos (Mood auf 7 Uhr) bis zum hellen Delay eines Echoplex wird hier ein breites Spektrum abgedeckt.
Interessant ist, dass bei der höhenreichsten Einstellung (Mood auf 5 Uhr) ein leichtes Zerren in das Klangbild integriert ist. Auf diese Weise klingen die Wiederholungen wirklich wie ein Vintage Tape oder fast wie ein Magnetic Echo. Wunderschön!
Mit dezenter Modulationstiefe und Geschwindigkeit wird ein schönes Schweben des Delays erzeugt, das bei höheren Einstellungen nach einem herrlich abgenudelten, leiernden Bandecho klingt. Mit Speed am Maximum und etwas zurückgenommenen Depth kann die Modulation ein schönes Vibrato erzeugen. Dieser Sound erinnert definitiv an ein gutes, altes Tape Echo.
Und sonst?
Aber das Echotopia kann und will mehr: Mit Hilfe der 4 Volume-Regler der Tonköpfe können je nach Mischungsverhältnis unterschiedliche Rhythmen erzeugt werden.
Gerade im Stereobetrieb – wenn Kopf 1 und 3 auf den Rechten und 2 und 4 auf den Linken Ausgang gelegt werden – ergibt sich ein breites Stereobild, das mit etwas hinzugefügter Modulation einfach nur Spaß macht.
Intern können die virtuellen Tonköpfe manuell auf die jeweiligen Ausgänge gelegt werden. Aber ich finde, die voreingestellte Verteilung perfekt.
Nutzt man lediglich einen Ausgang und spielt Mono (wer das überhaupt noch will, wenn er das Pedal einem Stereo gespielt hat?), werden alle vier Tonköpfe automatisch auf den linken Ausgang gelegt.
Interessant ist, dass die Lautstärke der ersten drei Toneköpfe und die Wirkungsweise des Feed Reglers vom Volume des vierten Tonkopfs und vom Anteil der Höhen durch den Mood Regler beeinflusst werden.
Die rhythmischen Delays des Echotopia liefern Inspirationen zu ganz neuen Betonungen bei einer abgehackten und abgedämpften Spielweise. Aber auch bei ausklingenden Tönen ergeben sich wunderbare Klangteppiche, die, in der Lautstärke etwas zurückgenommen und mit vielen Wiederholungen, wie gemacht für Soundscaping sind.
Hält man das Tap Tempo gedrückt, so fährt das Delay in eine Oszillation, die je nach „Mood“ dunkler und sphärischer oder heller und verwaschener wird.
Mit dem Expression Pedal kann der Mix des 4ten Tonkopfs (und damit eine Art Mastervolume) oder das Feedback geregelt werden. Durch eine Reduzierung kurz vor der Oszillation kann man so herrliche Klangteppiche erzeugen.
Fazit
Mit dem Echotopia haben Crazy Tube Circuits ein wunderschönes Delay konzipiert, dass mit seinen virtuellen Tonköpfen, Modulation und Mood sehr schöne, sphärische Vintage Style Tape Echos für rhythmische Delays oder Soundscape- Klangteppiche erzeugt.
Beim Spielen schwebt man auf einem Teppich von Repeats, die sich sehr schön in das Klangbild einfügen und den Raum füllen.
Man vergisst Raum und Zeit und verliert sich in den Weiten des Stereo Panoramas.
Es macht Spaß mit den Lautstärken der Tonköpfe zu spielen und so immer wieder neue Betonungen und Nuancen zu finden. Das Pedal lässt sich intuitiv bedienen und inspiriert.
So, jetzt gehe ich zurück zu meinem Pedalboard und spiele weiter.
Preis: 299,- Euro / 389,- $
Kategorie: Vintage orientierte Tape Echo Emulation
Bewertung: Delay Dude approved mit Potential zur Legende …
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