Während vor einiger Zeit 100 Watt Amps noch angesagt waren, so aktuell sind kleine Röhrenamps so beliebt, wie noch nie. Und das nicht ohne Grund.

Wenn man ehrlich ist, so können nur wenige von uns Gitarristen einen 100 Watt Amp wirklich noch aufdrehen. Denn selbst bei großen Konzerten und Festivals bevorzugen die Tontechniker einen leisen Amp, da dieser ohnehin mit Mikrofonen abgenommen wird.
Und beim Proben und im Studio machen 100 Watt Amps ebenfalls keinen wirklichen Sinn, da sie sehr laut gespielt werden müssen, um einen guten Klang zu erreichen. Denn ein 100 Watt Marshall Fullstack mit dem Volumeregler auf 0,5 oder auf 1 klingt nicht wirklich gut.

Ein Röhrenamp hat einen Arbeitspunkt, ab dem die Röhren wirklich anfangen gut zu klingen. Es gibt einige Möglichkeiten, um mit Powerbreaks den Amp leiser zu machen, aber sinnvoller ist es, einen kleinen, gut klingenden Amp zu spielen.

Fender Silverface Princeton Reverb

In diesem Bereich ist der Fender Silverface Princeton Reverb nach wie vor unschlagbar. Mit seinen 12 Watt aus 2 6V6 Röhren erzeugt er genug Leistung, um auch live (mit Unterstützung eines Mikrofons) gespielt zu werden. Und er gehört zu den wenigen Amps, die auch im heimischen Wohnzimmer gut klingen.
Sein 10“ Speaker nimmt nochmals etwas Lautstärke (im Vergleich zum 12“ Speaker) und der Klang ist wirklich großartig.

Den Princeton Reverb gibt es auch als Blackface 65 Reissue. Allerdings klingen diese eher kalt und schrill.

Ich habe schon öfter gelesen, dass ein Princeton Reverb zu wenig Low-End hat. Dies ist jedoch meist gealterten Bauteilen zuzuschreiben. Ein Princeton Reverb, der gut gewartet wurde, brummt nicht und hat reichlich Bässe.

Ich empfehle auch meist, die alten Lautsprecher drin zu behalten, gerade wenn man den Amp zu Hause nutzen möchte. Neue Speaker sind meist noch etwas straffer und damit lauter und haben mehr Höhen. Die alten, ausgelutschten Speaker hingegen klingen etwas dunkler und haben eine wunderbare Kompression.

Allerdings sollte man darauf achten, dass frische Röhren eingesetzt wurden. Hierfür sind Röhren der Marke JJ zu empfehlen, da einige alte Silverface Amps einen recht hohen Ruhestrom haben. Die JJs sind robust genug und vergleichbar mit alten 6v6GT Röhren.
Die V1, also die erste Röhre, ist bei diesem Amp klangentscheidend. Hier kann man etwas experimentieren. Auch hier würde ich es aber unsinnig halten, eine Vintage NOS 12AX7 einzusetzen. Es gibt auch aktuell viele gut klingende Röhren zu einem fairen Preis. Man kann ja unterschiedliche Marken einsetzen und den Klang entscheiden lassen.

Was sonst noch für einen Fender Silverface Princeton Reverb spricht

Sicherlich, der Preis eines Fender Silverface Princeton Reverb ist etwas höher als der einiger aktueller Bedroom Amps. Allerdings wird man aus diesen aktuellen Amps nicht einen so dreidimensionalen Ton herausbekommen.
Und ein Silverface ist sehr servicefreundlich. Zur Not lässt er sich obendrein auch wunderbar modifizieren.
Zu einem Bias Mod würde ich dringend raten, dazu jedoch mehr im nächsten Artikel.

Der Princeton Reverb verträgt sich übrigens, auch wenn er damals gar nicht dafür designed wurde, sehr gut mit Effektgeräten. Sogar Verzerrer harmonieren sehr schön mit dem kleinen Röhrenamp. Und Hall und Tremolo, sind bereits schon eingebaut.

Falls gewünscht, kann man durch den Anschluss einer weiteren Box das Klangvolumen zusätzlich erhöhen.

Die Klangregelung, bestehend aus Treble und Bass ist erstaunlich effektiv und es lohnt sich auch mal den zweiten Eingang des Amps zu nutzen, um neue Klanggefilde zu erreichen.

Mit etwas Pflege hat man mit solch einem Schätzchen lange Freude und einen sehr guten, echten Röhrenamp.

Übrigens: Der Princeton Reverb war auch Grundlage für viele Ampmodder. So basiert der erste Mesa Boogie auf einem stark modifiziertem Princeton Reverb. Während man damals jedoch mehr Power aus dem Kleinen herausholen wollte, sollte man sich heute eher bewusst machen, dass dieser Amp vielleicht der lange gesuchte, perfekte Bedroom Amp sein kann.