Eigentlich sind Flanger zurzeit recht unpopulär – vielleicht weil sie in den 80ern zu häufig eingesetzt wurden, oder weil sie einen markanten Sound erzeugen, der nicht jedem gefällt.
Dabei ist Flanger nicht gleich Flanger und je nach Einsatzgebiet kann ein Flange-Effekt immer noch interessant klingen.
Band Flanger
Die ersten Flange-Effekte wurden manuell im Studio erzeugt, indem man die Laufgeschwindigkeit des Tonbands manuell verlangsamte oder beschleunigte.
Wurde das bearbeitete Signal nun zum ursprünglichen Signal hinzugemischt, ergaben sich Auslöschungen.
Dieser interessante Effekt gab dem Sound eine gewisse Lebendigkeit, die, subtil eingesetzt, einzelne Songparts bereichern konnte.
Technik
Wie im meinem Artikel über Modulation beschrieben, wurde in den 70ern das erste Mal der Flange-Effekt in Pedalform gebaut.
Ähnlich wie bei einem Delay, wird das Signal durch einen Flanger verzögert.
Dies geschieht allerdings nur mit einer geringen Delayzeit von 0,5- 16ms.
Die Verzögerung ist dadurch zunächst kaum wahrnehmbar.
Erst durch die Modulation der Verzögerungszeit, also ihrer Verlängerung oder Verkürzung, wird der Flange-Effekt erzeugt.
Klang
Idealerweise könnte man den Flanger nutzen, um das Signal subtil anzureichern und etwas Dreidimensionalität in den Klang zu bringen (wie bei alten Tonbandaufnahmen geschehen).
Oft wird der Flanger wie ein Chorus bei cleanen Parts der Gitarre eingesetzt.
Richtig spannend wird es allerdings, wenn der Flanger eine verzerrte Gitarre moduliert.
Subtil eingestellt können hierdurch die Obertöne betont werden und das Gitarrensignal klingt fetter. Wenn man den Flanger extrem einstellt, erhält man den sogenannten Jet Flanger.
Bei diesem ist der Repeat-Regler hoch eingestellt und man hört das modulierte Signal sehr stark – der Klang erinnert an einen Düsenjet.
Viele analoge Flanger können bei hoch eingestelltem Repeat-Regler zusätzlich selbst Oszillieren.
Dies klingt dann ungefähr so, wie der Gesang von Walen.
Through zero
Bei der ursprünglichen Anwendung mit Hilfe des Tonbandgerätes konnte auch der legendäre „Through-zero“ Flange-Effekt erzeugt werden.
Da auf beiden verwendeten Tonbändern die gleiche Spur verwendet wird, kann die Geschwindigkeit eines der beiden Tonbänder verändert werden. In dem Zeitpunkt, in dem beide Tonbänder exakt gleich schnell sind, ergibt sich (durch die Phasendrehung) eine Auslöschung.
Dieser Effekt konnte von den Flangern in Pedalform nicht erzeugt werden, da das modulierte Signal von ihnen erst verzögert wiedergegeben wurde.
Das erste Through-zero Flanger-Pedal war das Foxrox Paradox TZF.Mit ihm konnten erstmals die legendären Sounds der 60 erzeugt werden.
Aktuell sind das Strymon Deco, das Chase Bliss Audio Spectre, the Mr. Black Tunnelworm und das Catalinbread Zero Point zu erwähnen. .
Und natürlich können auch zahlreiche Multieffekte diesen Effekt erzeugen.
Klassische Flanger-Pedale
Flanger-Pedale, die noch auf der analogen Technik der 70er basieren sind der A/DA Flanger, der MXR Flanger und die Electro Harmonix Electric Mistress.
Diese Pedale werden quasi seit ihrer Einführung unverändert hergestellt und sind Paradebeispiele für gute Flanger-Pedale.
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