Die Marke Gibson ist jedem Gitarristen bekannt: Sie existiert seit 1902 und stellt seit 1952 eines der legendärsten Gitarrenmodelle her: die Gibson Les Paul. Die Gitarre war aufwändig in der Produktion und die Verkaufszahlen stiegen zunächst nur schleppend. Daher wurde die Produktion nach erstaunlich kurzer Zeit – nämlich bereits Anfang der 1960er – eingestellt. Gitarristen wie Eric Clapton, Jimmy Page und viele weitere kauften die günstigen Second Hand Modelle machten die Les Paul damit zu einer Legende.
Custom Shop
Es gab das Les Paul Modell bekanntlich in zahlreichen Ausführungen und Varianten, aber erst im Jahr 1993 entschied man sich, im Custom Shop die Wurzeln dieses Modells wieder aufzugreifen und Reissue Modelle der Les Pauls von 1958 bis 1960 zu produzieren.
Scheinbar war das Vorhaben sehr optimistisch oder zunächst schlecht durchdacht, denn die Gitarren wichen in vielen Aspekten vom Original ab, was Les Paul Fans enttäuschte und in zahlreichen Foren ausgiebig diskutiert wurde. Regelmäßig wurden kleinere Änderungen an den Custom Shop Modellen vorgenommen. So gab es 2004 sogar mal einige Gitarren, die das vintage-korrekte, aber bereits geschützte Rio Palisander als Griffbrettmaterial verwendeten. Trotzdem hatte man damals noch zahlreiche andere Aspekte vergessen.
Daher haben einige Detailversessene eine Custom Shop Les Paul gekauft und von einem erfahrenen Gitarrenbauer optimieren lassen. Dieser hat den Lack komplett entfernt, den Halswinkel geändert, die Deckenwölbung angepasst und mit Nitro Lack neu lackiert. Dies hat natürlich den Preis des Instruments verdoppelt und kann in meinen Augen eigentlich nicht im Sinne des Herstellers sein.
True Historic
Seit 2013 gibt es nun die Les Paul True Historic, die dem Original am nächsten kommen soll. Es wurden zahlreiche optische Aspekte (Pickup Kappen, Pickup Rahmen, Binding, Potiknöpfe, Toggle Cap und Washer) und ein paar klanglich relevante Elemente (Halsstab, Leim für den Hals) korrigiert.
Gerade die Art und der verwendete Kleber für die Hals-Korpus-Verbindung ist ein wichtiger Faktor für die Schwingung und ich finde es bedenklich, dass Gibson seit der Eröffnung des Custom Shops 20 Jahre gebraucht hat, um dies zu korrigieren.
Eine weitere Schwachstelle ist nach wie vor der Tone Kondensator. Zwar werden seit einigen Jahren „Bumble Bee“ in den Custom Shop Modellen verbaut. Allerdings handelt es sich bei diesen „Bumble Bees“ nur optisch um die historisch korrekten Ölpapier Kondensatoren. Im Endeffekt sind es nämlich nur mit einer optisch entsprechenden Ummantelung versehene Folienkondensatoren. Die „Bumble Bees“ sind übrigens auch separat erhältlich. Der Austausch gegen Ölpapierkondensatoren ist günstig und schnell gemacht. Die klangliche Änderung ist definitiv hörbar und lohnt sich für jeden Les Paul Besitzer. Zwar sieht man dann beim Blick in das Elektronikfach nicht mehr die optisch schönen Bumble Bees, aber da die meisten Gitarristen mehr Wert auf den Klang als auf die Optik der inneren Werte legen, dürfte dies zweitrangig sein.
Weil Gibson mit jedem neuen Custom Shop Modell angekündigt hat, dass dies die Variante ist, die dem alten Original am nächsten kommt, bin ich gespannt, welche Änderungen es im nächsten Modell gibt. Alte Originale, an denen sich die Gitarrenbauer orientieren können, stehen Gibson ja zur Verfügung.
Letztlich sind insbesondere die rein optischen Änderungen wie handbemalte Poti-Knöpfe oder Veränderungen der Dicke des in die Kopfplatte eingelassenen Logos in erster Linie etwas für Fans der Vintage-Optik. Wie die heute legendären Modelle von 1958 geklungen haben, als sie fabrikneu waren, lässt sich schwerlich nachweisen, da die Aufnahmetechnik sich rasant weiterentwickelt hat und die Gedächtnisleistung damaliger Musiker wohl auch kaum ausreicht, um einen objektiven Vergleich zu ermöglichen.
Keine Frage, der Zahn der Zeit bringt eine besondere Färbung mit sich, die man vermutlich mit den besten Gitarrenbauern nicht nachahmen kann. Und gleichzeitig gibt es sicher auch heute Gitarren, die von fähigen Leuten hergestellt wurden, die für den einen oder anderen bessere Klangeigenschaften mitbringen als eine originale 1958er Les Paul.
Als Fazit bleibt: Schön sind die alten Originale in jedem Fall und sich an ihnen zu orientieren kann nicht falsch sein. Wieviel einem dies letztendlich wert ist, bleibt jedem selbst überlassen.
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