Der Markt für Gitarreneffekte ist in den letzten Jahren stark gewachsen und nie hatte der Gitarrist eine so große Auswahl an Effektgeräten wie heute. Während sich die ersten Boutique-Hersteller noch auf Modifikationen und Nachbauten von seltenen alten Pedalen spezialisierten, hat eine neue Generation
Anstatt einen weiteren modifizierten Nachbau eines Tubescreamers anzubieten, werden innovative Pedale gebaut, die oft ganz neue Klangwelten eröffnen. Häufig verschwimmen die Grenzen zwischen Gitarren- und Synthesizer-Effekten. Hier möchte ich ein eine kleine Auswahl interessanter Pedale dieser Hersteller vorstellen.
Montreal Assembly – Count to Five
Ein sehr gutes Beispiel für ein innovatives neues Pedal ist das „Count to Five“ von Montreal Assembly.
Auch nachdem man ein Youtube Video des Pedals gesehen hat, weiß man eigentlich nicht genau, wie es funktioniert und dies ist auch einer der Gründe, weshalb es in Foren immer wieder als eigenständiges Instrument dargestellt wird, das zum Experimentieren einlädt.
Kurz gesagt handelt es sich um eine Art Delay und Looper. Diese Beschreibung würde jedoch seine Möglichkeiten stark unterschätzen. Das Pedal sampelt kurze Sequenzen und wiederholt sie oder spielt sie unterschiedlichen Tonhöhen rückwärts ab. Dies geschieht entweder, wie bei einem Delay, in Echtzeit, oder als kurzer, bis zu 16 Sekunden langer Loop. Es können auch mehrere Loops in unterschiedlichen Wiedergaberichtungen zufällig abgespielt werden. Ein wirklich interessantes Pedal, das tatsächlich schwer zu beschreiben ist und dessen Klänge oft kaum reproduzierbar sind.
Old Noise Blood – Endeavor Procession Reverb
Bei dem „Procession Reverb“ von Old Noise Blood handelt es sich um ein lo-fi Reverb mit zusätzlichen Effekten. Eine Besonderheit ist die mögliche Länge des Reverbs, die als Endlos-Effekt eingestellt werden kann. Zusätzlich kann man noch Flanger, Tremolo oder Vibrato aktivieren. Dadurch ergeben sich wunderbar schwebende Sounds, die insbesondere für Soundscaping interessant sein dürften.
Es handelt sich ganz sicher um keine Federhallnachbildung und wer Reverb in Studioqualität sucht, sollte bei anderen Herstellern suchen. Aber die sphärischen Klänge, die dieses Pedal erzeugen kann, sind wirklich einzigartig.
Earthquaker Devices – Data Corrupter
Der “Data Corrupter” ist ein monophoner, analoger Harmonizer mit Modulation. Er erinnert in vielen Einstellungen an den Sound alter Spielekonsolen aus den 80ern und ist damit meilenweit von konventionellen Gitarrensounds entfernt. Die Sounds klingen oft wie durch ein Fuzz und einen Oktaver bearbeitet und können zusätzlich mit einem Vibrato moduliert werden. Es ergeben sich sehr abgefahrene Sounds die in Richtung Synthesizer gehen und mit den hinzugefügten Harmonien interessante Intermodulation erzeugen.
Dwarfcraft Devices – PitchGrinder
Der „PitchGrinder“ von Dwarfcraft Devices ist ein 8 step Sequenzer gesteuerter Pitch Shifter. Er erzeugt ebenfalls einen lo-fi 8Bit Sound, der durch den Sequenzer, dessen Tempo eingetappt werden kann, in unterschiedlichen Tonhöhen wiedergegeben werden kann. Das Spektrum reicht von der tieferen Oktave, bis zu Tönen, die zwei Oktaven über dem Ursprungston liegen. Der Sound geht fast in Richtung Bit-Crusher und das Pedal bietet zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten. Wie von anderen Sequenzern bekannt, können Steps übersprungen oder ein Glide Effekt eingestellt werden.
Ein interessantes Tool zum Experimentieren und vielleicht ein Einstieg in die Synthesizer Welt.
Hologram Electronics – Dream Sequence
Mit einer Mischung aus Sequenzer, Envelope Filter, Pitch Shifter, Sampler und einigem mehr, hat Hologram Electronics mit dem „Dream Sequence“ ein Gerät erschaffen, das wirklich zu neuen Herangehensweisen an die Soundgestaltung inspiriert und dabei trotzdem sehr übersichtlich aufgebaut ist.
Er kann sehr schöne Tremolo Sequenzen erzeugen, die durch den eingebauten Sequenzer moduliert werden können. Zusätzlich beinhaltet er einen eingebauten Verzerrer, der den Klang zusätzlich anreichert. Die Einstellung der Regler kann darüber hinaus in den Sequenzen gespeichert und wiedergegeben werden.
Bereits die Designs der hier vorgestellten Pedale erzählen oft eine kleine Geschichte und in Verbindung mit den erzeugten Sounds inspirieren sie zum Experimentieren. Schon Hendrix hat die damals neu entwickelten Effekte genutzt, um der Gitarre ganz neue Klänge zu entlocken. Vielleicht inspirieren die genannten Pedale ja auch, um eine neue Herangehensweise an das Instrument Gitarre zu wecken.
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