Auf der Suche nach dem perfekten Sound gibt es schier endlose Möglichkeiten.
Aber was ist eigentlich ein perfekter Sound?
Die Kombination aus einer Custom Shop Stratocaster, einem hochwertig bestückten Pedalboard mit Boutique-Pedalen und digitalen Effektgeräten, die viele Einstellmöglichkeiten bieten, in einen Two-Rock oder Dumble Amp ist definitiv ein vielseitiges Setup, das alleine aufgrund seines Preises perfekt klingen müsste.
Aber nur ein hoher Preis macht nicht automatisch einen guten Sound und auch wenn dieses oder ein ähnliches Setup von zahlreichen Gitarristen genutzt wird, muss es nicht für jedermanns Ohren perfekt klingen.
Oft sind es die akustischen Charakter- Sounds, die interessant klingen und mit denen man bestimmte Emotionen verbindet.
Musiker wie Kurt Cobain oder Jack White haben fantastische Songs geschrieben und aufgenommen und dafür billigste Gitarren, Standard Boss Effekte und trashige Verstärker genutzt.
LoFi- Sounds
Gerade diese Charakter-Sounds können klanglich manchmal eben ganz gezielt genutzt werden, um bestimmte Emotionen zu transportieren.
Ich spiele zum Beispiel gerne eine Danelectro DC59, die einen luftigen, offenen halbakustischen Klang hat, der einzigartig ist.
Besonders hochwertig ist diese Presspappe mit Saiten allerdings bestimmt nicht.
Und auch bei Delays kann gerade das leichte Rauschen eines analogen Delays im Hintergrund den entscheidenden Unterschied machen.
Analoge Sounds sind nach wie vor beliebt und vom Schallplattenknistern bis zum Kassetten-Rauschen gehört jede kleinste Nuance zum klanglichen Gesamterlebnis.
Sicherlich gibt es auch störende Nebengeräusche.
Dies dürfte jeder wissen, der schon mal ein digitales Effektgerät mit einem analogen Pedal in einer Daisy-Chain mit Strom versorgt hat.
Ein hochfrequentes Pfeifen, das hier entstehen kann, ist nicht musikalisch.
Aber um noch einmal auf das analoge Delay zurückzukommen: Sogar digitale Emulationen von analogen Delays bieten mittlerweile die Möglichkeit Rauschen oder verzerrtes Rauschen stufenlos zum Signal hinzuzufügen.
Denn all diese akustischen Elemente bilden den Gesamtklang und ergeben zusammen einen organischen und lebendigen Sound mit einem ganz eigenen Charakter.
Ein spannendes Pedal in diesem Zusammenhang mit der Unperfektheit des „perfekten“ Sounds ist das Chase Bliss Audio Warped Vinyl MKII, das per Dip-Switch auf LoFi umgestellt werden kann.
Der Klang wird etwas dunkler und ein hörbares Rauschen wird zum Signal hinzugefügt.
Ich muss sagen, dass ich alleine wegen des Rauschens diese Option sehr gelungen finde.
Synthesizer sind den Gitarristen, wenn man so will, einen Schritt voraus und nutzen das Rauschen ganz bewusst um den Klang zu formen.
Verzerrung
Im Grunde wollen wir Gitarristen doch auch gar keinen „perfekten“ Sound, der frei von Unebenheiten ist.
Allein die allseits so beliebte Verzerrung widerspricht letztlich dem Grundsatz des „perfekten Klangs“.
Schließlich handelt es sich hierbei um ungewollte Dynamikbegrenzungen aufgrund mangelnder, sprich unperfekter Kapazitäten der verwendeten Elektronik.
Und wenn wir ehrlich zu uns sind, müssen wir gestehen, dass selbst ein cleaner Sound am besten klingt, wenn beim Röhrenamp bereits die ersten leichten Verzerrungen einsetzen.
Vielleicht macht es also Sinn, zwischen einem technisch perfekten Sound und dem Sound, der sich für den Hörer richtig gut anhört zu unterscheiden, denn perfekt ist doch immer auch irgendwie langweilig.
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