Midi-Steuerung des Pedalboards: Nur Bling-Bling oder richtig sinnvoll?

Tips & tricksMidi ist für viele Gitarristen nach wie vor ein Mysterium. Obwohl Midi eigentlich gar nicht neu ist. Es wurde ursprünglich hauptsächlich für Keyboards verwendet. Vielleicht kommt daher die geheime Abneigung vieler Gitarristen für dieses Format. Aber neben einigen Nachteilen können auch Gitarristen von Midi profitieren.

Midi: Vom Rack zum Pedal

Weil vor einiger Zeit noch viele Effektgeräte analog waren, war an eine Steuerung per Midi meist gar nicht zu denken. Aber auch hinsichtlich digitaler Effekte wurde dieses nützliche Feature meist vergessen. So war es nur für Rack Effekte vorgesehen. Wahrscheinlich, weil Rack Effekte von Gitarristen damals als genauso uncool eingestuft wurden, wie Keyboarder.

Vorteile von Midi

Aktuell werden digitale Effekte mit Midi Ein- und Ausgängen versehen und sogar einige analoge Pedale verfügen über Midi Funktionen.
Dadurch lassen sich zum Beispiel Presets abspeichern, die dann wiederum über einen externen Controller aufgerufen werden können. Gerade bei einem umfangreichen Pedalboard kann dies sehr hilfreich sein, da man auf diese Weise mit nur einem Tritt auf den Controller mehrere Sounds verändern kann. Selbst bei analogen Verzerrern können auf diese Art mehrere Lieblingssettings abgespeichert werden und man muss sich die Einstellung nicht mehr mit Edding und Gaffa markieren.
Super ist auch, dass man per Controller sogar mehrere Presets auf einmal ändern kann, um so zwischen Strophe und Refrain hin- und her zu schalten.

Viele Parameter, die früher vielleicht gerade noch per Expression Pedal verändert werden konnten, sind oft ebenfalls per Midi CC zu steuern.
So kann man per Switch oder sogar per Midi Expression-Pedal Hallfahnen verlängern, die Repeats eines Delays aufschaukeln lassen oder die Geschwindigkeit des Tremolos verändern. Wenn diese Parameter per Midi gesteuert werden können hat das den Vorteil, dass genaue Werte eingespeichert werden können und das Ergebnis dementsprechend reproduzierbar ist.
Außerdem kann man mit nur einem Expression-Pedal mehrere Effekte steuern und muss den kostbaren Platz auf dem Pedalboard nicht für mehrere Expression-Pedale verschwenden.

Gerade für Sequenzer und zeitbasierte Effekte wie Delay, Hall und Tremolo ist außerdem die Midi Clock interessant. So können diese Effekte synchronisiert werden oder gar mit dem Drum-Computer oder dem Pedalboard der Mitmusiker verbunden werden. Ja, sogar mit dem Keyboarder.

Nutzt man einen Sampler oder PC, so können die Presets der Effekte zusammen mit den Loops geladen werden. Dies erspart ein lästiges Umschalten zwischen den Songs. Und das Tempo muss ebenfalls nicht mehr eingetappt werden. Wenn es im Song einen Tempowechsel gibt, so empfängt das Delay automatisch die neue BPM und ist immer synchron.

Nachteile von Midi

Aber Midi hat leider nicht nur Vorteile. Viele Geräte haben unterschiedliche Anschlüsse für die Midistecker und so benötigt man Adapter. Außerdem erfordert die Nutzung von Midi-gesteuerten Presets einiges an Programmierung, die vor dem Spielspaß erfolgen muss.

Und auch bei der Synchronisation per Midi kann es zu Problemen kommen. So sind einige Effekte überfordert, wenn sie mehrere Midi Signale empfangen. Außerdem ist zum Beispiel ein PC mit einer entsprechenden DAW Software keine Ideale Midi Clock, da aufgrund des Midi Clock Jitters die BPM nicht sehr stabil ist. So kann es durch variierende Geschwindigkeiten zu unerwünschten Pitch Shifting Sounds des Delays kommen.

Tipps für die Midi Nutzung

Es ist auf jeden Fall zu empfehlen, die Midikette so kurz wie möglich zu halten und lieber einen Midi Splitter zu verwenden, als mehrere Midi Pedale hintereinander zu schalten.

Und, nur, weil viele Geräte Midi verstehen, muss es nicht für jedes Pedal genutzt werden.
So kann ein Looper zum Beispiel per Midi mit dem Drumcomputer synchronisiert werden, das Reverb Pedal hingegen – per Midikabel verbunden- kann die Clock ignorieren. Auf diese Weise können die Presets per Midi gewechselt werden, ohne dass die Geschwindigkeit der Effekte verändert wird.
Viele Effekte bieten bereits die Möglichkeit, die Midi Clock zu ignorieren.
Je nach Setup erhält man so die Möglichkeit das optimale Midi Rig zu kreieren.