Review: Erica Synths – Zen Delay Teil 2

Zen delayErica Synths sind ja eher für modulare Synthesizer bekannt, aber mit dem Zen Delay haben sie ein Delay erschaffen, das gerade für Gitarristen sehr interessant sein dürfte.

Ich habe es ausgiebig getestet und präsentiere hier den zweiten von zwei Teilen des Testberichts.

Filter

Cutoff und Resonance regeln die Frequenz und den Peak des Filters.
Es kann dabei zwischen einem Low Pass, Band Pass oder High Pass gewählt werden. Der Filter sitzt am Ende der Effektreihe und verändert daher Delay und Overdrive Sound.
Ich frage mich, warum nicht mehr Delays einen Filter besitzen, da dieser wirklich magisch ist.

Mit dem Low Pass kann man die Repeats dunkler machen und somit den Sound eines analogen Delays nachbilden, der ganz fein abgestimmt werden kann.
Mit dem High Pass kann man bei längeren Repeats das Delaysignal so beschneiden, dass es klanglich etwas „aus dem Weg“ gerückt wird. Oder sogar einen lofi Sound erzeugt.
Mit dem Band Pass kann man gezielt die gewünschte Frequenz wählen, um den Charakter des Delays zu formen.

In der Synthwelt sind Filter ein Standard. Ich kann nur sagen: Gitarristen, nutzt mehr Filter, um den Klang zu formen.
Man kann den Filter auch einzeln, ohne Delay nutzen oder ihn ausschalten und nur das Delay oder den Overdrive verwenden.
Natürlich kann man bei längeren Feedbacks den Filter auch beim Spielen verändern, um wunderbare Filter Sweeps zu erzeugen. Ein weiterer Grund, weshalb der Regelweg des Feedback Potis so optimal ist. Man kann einfach endlose Repeats einstellen und mit dem Filter spielen.
Die Hersteller wissen schon, warum sie das Pedal Zen Delay genannt haben. Schnell verliert man sich in meditationsähnliche Soundflächen. Einfach großartig!

Mit dem Tap Taster kann die Geschwindigkeit eingetappt werden und der Bypass Taster schaltet das Pedal. Für den Test habe ich mir einen kleinen Fußschalter gebastelt (siehe Bild). Dieser kann an der Stirnseite in den CTRL in angeschlossen werden und so die beiden Funktionen bedienen.

Zen delay mit ControllerDa das Pedal so interaktiv ist, wäre es fast zu überlegen, das Pedal auf einen Ständer zu stellen, um die Potis permanent zu bedienen. Daher stört es überhaupt nicht, dass die beiden Taster nicht als Fußtaster ausgelegt sind.
An der Stirnseite befinden sich außerdem die beiden Eingänge und Ausgänge. Ja, das Pedal ist Stereo! Zusätzlich gibt es noch eine Midi in Buchse für die Midi Clock, den An/Aus Schalter und die 12V DC Buchse. Ein passendes Netzteil wird mitgeliefert.

Sound

Man sieht an der Länge des Textes: dieses Pedal ist umfangreich und klanglich sehr formbar. Mit dem Boost, Overdrive, Delay und EQ kann es ein ganzes Pedalboard ersetzen.
Selbst Pedale mit Display und Menüs, sind oft kaum umfangreicher, da sämtliche Potis interaktiv miteinander agieren.
Das Tape Delay kann durch seine (manuelle) Modulation unglaublich gut „Bandrutscher“ nachbilden. Mit dem Filter erzeugt es sowohl klare, helle Repeats à la EP3 oder auch dunklere Repeats, die ein altes, abgenutzes Tape nachbilden.
Wie schon beschrieben, ist es möglich mit dem Filter die gewünschte Frequenz zu suchen und mit der Resonance zu betonen. Man stellt quasi den Sweetspot der Gitarren/Amp Kombination ein.
Ich habe noch nie ein Delay so genau auf mein Setup abstimmen können. Bringt man noch etwas Röhrensättigung hinzu ist man im Ton Himmel – oder eben ganz Zen.

Aufgrund des Boosts klingt das klarere Digital Delay, nicht steril, sondern, wie oben beschrieben, nach Rack Delay.
Verändert man die Delayzeit beim Spielen kann man unterschiedliche Pattern erzeugen, die (bei Bedarf) ebenfalls endlos wiederholt werden. Und endlos heißt auch endlos. Selbst wenn man den Filter ganz zudreht oder das Delay ausschaltet. Beim anschließenden Einschalten oder Aufdrehen des Filters ist das Gespielte immer noch zu hören.
Man kann natürlich auch ganz klassisch eine kürzere Repeatzahl einstellen oder das Pedal zur Midi Clock synchronisieren. Aber dafür ist das Pedal fast zu schade. Es möchte gespielt werden.

Der letzte Delay Modus nennt sich Vintage und ist ebenfalls sehr spannend. Es erzeugt eine Art Bitcrusher, der zusammen mit dem Filter perfekt für lofi Sounds ist.
Da der Drive Schaltkreis vor dem Delay ist, verändert sich das Gate bzw. die Sättigung des Vintage Sounds je nach Setting des Drive Reglers.
Mal klingt es ein bisschen nach Fuzz, mal kann es mit einem Lowpass Filter etwas entschärft werden, oder man kämpft gegen den Sound im Style von Jack White.
Das macht richtig Spaß.
Bei kürzeren Delayzeiten können sogar Flanger und Reverb Effekte erzeugt werden. Je nach Einstellung der Potis stößt man immer wieder auf neue, spannende Sounds.

Fazit

Ein Pedal, 9 Potis und endlose Möglichkeiten auf dem Weg zum Zen.
Dieses Ambient Monster sollte von jedem Gitarristen angetestet werden. Es liefert die enorme Soundtiefe eines Racks und spielt sich sehr dynamisch.
Da es bei höheren Feedback-Einstellung nicht (ungewollt) in die Oszillation kommt, kann man Klangteppiche erzeugen, die sonst nur mit Loopern umzusetzen sind.
Und der Filter dient sowohl dem Fein-Tuning als auch dem extremen Verbiegen den Sounds!
So flexibel und gutklingend sind nur wenig Pedale.
Unbedingt antesten!