Review: Erica Synths – Zen Delay Teil I

Zen delayErica Synths sind ja eher für modulare Synthesizer bekannt, aber mit dem Zen Delay haben sie ein Delay erschaffen, das gerade für Gitarristen sehr interessant sein dürfte.

Ich habe es ausgiebig getestet und präsentiere hier den ersten von zwei Teilen des Testberichts.

Konstruktion

Das Zen Delay ist ungefähr so groß, wie ein Deluxe Memory Man und kommt in einem sehr schönen, schwarz lackierten und sehr stabilen Metallgehäuse.
In der Mitte des Pedals thront die Röhre, die durch einen silber/grauen Schutzbügel gesichert ist.
Die Delay Einheit wird mit den Reglern für Delay Time, Feedback und einem Wet/Dry Regler justiert. Der Delay Time Regler ist schön groß und lässt sich sehr feinfühlig regeln. Im Tape Mode kann man damit wunderbare Wow and Flutter Effekte erzielen – aber dazu später mehr.
Die Delayzeit reicht von 3 bis 3000ms bzw. 1-5000ms im Midi Sync Modus.
Wird das Pedal per Midi synchronisiert, so agiert der Delay Time Regler zum Einstellen der Subdivisions.

Feedback

Die erste Besonderheit des Zen Delays liegt im Feedback Regler.
Auch er arbeitet sehr feinfühlig und hat einen tollen Regelweg, der vom einfachen Repeat über die, von mir bei den meisten Delays bevorzugten, 4-8 Wiederholungen bis zur langsamen Selbstoszillation reicht.
Besonders ist hier, dass es einen weiten Bereich gibt, in dem die Repeats schier endlos wiederholt werden, ohne dass sich die Delays aufschaukeln. Das ist für Ambient Sounds natürlich ein Traum.

Wet/dry

Der Dry/Wet Regler regelt das Verhältnis von cleanen zum bearbeiteten Signal. Da dieser Regler am Ende der Signalkette liegt, kann er also auch das Verhältnis vom Overdrive und vom Filter regeln. Sehr raffiniert!
Es gibt die Delay Modes Tape und Ping Pong Tape, Digital und Ping Pong Digital und Vintage. Für alle, die eine analog Delay Emulation vermissen: Tape oder Digital können mit dem Filter so verändert werden, dass sie für mich wie ein 1A analog Delay klingen.

Tape Mode

In der Tape Delay Einstellung können durch das leichte Drehen am Delay Time Regler Wow and Flutter Effekte erzeugt werden. So lässt sich perfekt das Rutschen eines Tonbandes im Tape Delay nachbilden. Bewegt man den Regler stärker, so erhält man Pitch Shifting Effekte.

Digital Mode

Im Digital Delay Modus ist dies nicht der Fall. Da die Repeats bei einer Änderung der Delayzeit jedoch nicht abgeschnitten werden, können im Digital Modus durch das Verändern der Delay Zeit interessante Effekte erzeugt werden, die an ein Reverse Delay erinnern. Und auch unterschiedliche rhythmische Delays, die ineinander verschmelzen sind möglich.

Gain

Der Regler für das Input Level regelt die Gesamtlautstärke des Pedals. Er liegt am Anfang der Effektkette und kann so entweder die Lautstärke konstant halten oder das Signal boosten.
Diese Gainstufe ist immer aktiv, da der Bypass Schalter, der das Delay, Overdrive und Filter schaltet dahinter liegt.
An diesem Punkt erkennt man, dass der Hersteller aus der Synth Welt kommt.
Das Signal wird nicht einfach, wie mit einem Boost Pedal, angehoben. Vielmehr dickt er das Signal an und es wird dynamischer bzw. wirkt wie durch eine Lupe betrachtet. Spielnuancen werden klarer herausgestellt und veredeln den Klang.
Ähnliches kennt man von Rack Effekten wie dem 2290 oder SDD3000. Diese wurden ebenfalls nicht in erster Linie für die Gitarre konzipiert und machen durch den höheren Headroom den Klang unglaublich dreidimensional.
Diese Racks werden ja oft allein dafür eingesetzt.
Und auch das Zen Delay würde allein damit schon als Klangverfeinerer funktionieren. Ich dachte nicht, dass man diesen Effekt, der sonst nur in Racks der 80er zu finden war in ein Pedal bekommt. Aber hier ist er!

Der Drive Poti regelt das Gain der Röhre, die vor dem Delay-Schaltkreis sitzt. Die Röhre dickt den Sound wunderbar an und erzeugt einen klasse Overdrive.

Im zweiten Teil dieses Testberichts widme ich mich den schier endlosen Filter-Möglichkeiten, dem Sound und natürlich der abschließenden Einschätzung des Erica Synths Zen Delays.