Warum klinge ich nicht wie mein Idol?

Frag den DudeEinige Gitarristen denken „Stevie Ray Vaughan benutzt einen Ibanez Tubescreamer – also kaufe ich mir auch einen und klinge dann genauso wie er“. Oder „Eric Johnson verwendet für seinen Leadtone einen BK Butler Tube Driver, dann muss ich ja genauso klingen, wenn ich auch einen benutze.“

Leider ist das aber oft nicht der Fall. Natürlich verwenden diese beiden genannten Gitarristen exakt diese Pedale und im Internet kann man noch zahllose weitere Informationen über Stars und ihre Effektgeräte finden, aber der Ton kommt nicht alleine aus dem Pedal (und auch nicht nur aus den Fingern) – es ist ein Zusammenspiel von vielen Faktoren und der richtigen Einstellung.

Der Amp

Es ist zum Beispiel entscheidend, dass Hendrix sein Fuzz in einen bereits voll aufgerissenen Marshall Amp gespielt hat. Wenn man also ein aktuelles Dunlop „Hendrix Signature“ Fuzz kauft und dies in einen cleanen Amp spielt, erzeugt man vielleicht auch einen interessanten Sound, klingt aber bestimmt nicht wie Hendrix.
Auch wenn das Setup vieler Gitarristen recht simpel wirkt, ist es oft perfekt aufeinander abgestimmt.

Die Gitarre

Ebenfalls wichtig ist die Einstellung der Volume- und Tone- Potis der Gitarre.
Gerade Hendrix, Bonamassa , Johnson und ähnliche Gitarristen drehen diese fast nie voll auf.
Durch leichtes Zurückdrehen des Volume-Potis kann man neben der Lautstärkereduzierung auch die Höhen etwas entschärfen. Dadurch kann man dann zum Beispiel den Rhythmus-Sound zu erzeugen und bekommt dann auf einfache Weise für ein Solo wieder mehr Biss in den Klang, wenn man das Volume-Poti wieder aufdreht.

Pedale

Legendäre Verzerrer wie der Ibanez Tubescreamer und der BK Butler Tube Driver klingen vor einem cleanen Amp ebenfalls sehr speziell.
Der eine klingt eher pappig und komprimiert, der andere kann sehr schrill und beißend sein.
Beide Verzerrer werden daher oft nur als Booster verwendet, um leicht zu komprimieren und die Mitten zu betonen.
Eric Johnson dreht zum Beispiel bei seinem Tube Driver die Bässe und die Höhen vollkommen heraus.
Die Verzerrung ist sehr gering eingestellt, das Signal wird in der Lautstärke leicht angehoben.
Würde man das Pedal mit dieser Einstellung und voll aufgedrehtem Tone-Poti in einen cleanen Amp spielen, würde das Ergebnis ganz sicher nicht nach Eric Johnson klingen.
Erst wenn man das Tone-Poti der Gitarre zurückregelt und das Pedal in einen bereits zerrenden Marshall Amp spielt, erhält man durch den leichten Mitten-Boost und die zurückgenommenen Höhen einen singenden Ton.

Interessant ist zum Beispiel auch, dass Johnson seinen Rhythmus-Sound mit einem Fuzz Face erzeugt und seinen Leadtone mit einem Overdrive Pedal.
Hier zeigt sich deutlich, dass das Nachregeln mit den Volume- und Tone-Reglern der Gitarre entscheidend für seinen Klang sind.

Ebenso verhält es sich mit Jimi Hendrix. Sieht man sich ein Livekonzert von ihm an, wird man feststellen, dass er ständig den Pickup-Wahlschalter, das Volume- und das Tone-Poti regelt.

Es ist also stets das Zusammenspiel aller Komponenten (in Verbindung mit dem entsprechenden Spielstil und Talent), die den Gesamtsound eines berühmten Gitarristen ausmachen.

Mit einer Signature-Gitarre, einem bestimmten Effektpedal oder dem entsprechenden Amp alleine wird man nie das gewünschte Ergebnis erzielen.