Testbericht: Pigtronix – Constellator

Pigtronix ConstellatorDas Pigtronix Constellator ist ein echtes Analog Delay in sehr kompaktem Format.
Es basiert auf zwei MN3005 Chips, die mit 15 Volt betrieben werden. Wer da an den legendären Deluxe Memory Man denkt, liegt gar nicht so falsch. Aber der Reihe nach.

Konstruktion

Das mini Gehäuse ist schön schwer, und dadurch steht das Pedal sehr fest, ohne zu kippeln. Aber auch an die Pedalboard-Montage hat der Hersteller gedacht und legt dem Pedal einen passenden Streifen Velcro bei. Die Gebrauchsanweisung ist zeitgemäß und umweltschonend online einzusehen.
Das Pedal hat einen True Bypass und wird über einen robusten Fußschalter aktiviert.
Der Status wird über eine helle LED angezeigt.
Der Constellator verfügt über einen Time Regler (der den Bereich vom Slapback bis zu einem 600ms Delay abdeckt), einen Repeats Regler (vom einzelnen Repeat bis zur Oszillation), einem Mod Regler, der die Tiefe der Modulation regelt und einem Mix Regler. Der Mix Regler geht über das 50/50 Mischverhältnis hinaus und ermöglicht lautere Delays.
Die Potiknöpfe aus Aluminium sind außen etwas rundlich und geriffelt und bieten eine sehr schöne Haptik.
Der Feel Taster wechselt die Modulation zwischen Chorus und Vibrato. Der Status wird mit einer blauen bzw. roten LED angezeigt.
An der Stirnseite befindet sich der 9V Netzteilanschluss (das Pedal benötigt 100mA) und an den Seiten, leicht versetzt, die Input- und Output Buchsen, die mit dem Gehäuse verschraubt sind. Platz für eine Batterie ist natürlich bei dieser Größe des Gehäuses nicht.

Nicht unerwähnt darf bei Pigtronix das ausgefallene Design bleiben, das ein Markenzeichen dieser Pedale ist und so ziert ein lila Planet die Oberfläche, der aus einer Kanone ein Sternenbild erschafft.

Sound

Ich habe schon einige Pigtronix Pedale gespielt und bin immer wieder begeistert, welche Soundqualität diese haben. Und so macht es auch vom ersten Ton an Spaß, ein eigenes, klangliches Sternenbild zu kreieren.
Sowohl beim Anschlag als auch beim Spielen fällt sofort der Headroom der Repeats auf und ich freue mich, dass die MN3005 mit 15V betrieben werden. Die warmen Delays sitzen gut im Mix und werden, wie für ein analoges Delay üblich, mit jeder Wiederholung etwas dunkler.

Das Delay hat einen schönen Attack und die ersten Repeats haben eine schöne Klarheit, bieten dabei trotzdem ein reiches Frequenzspektrum. Sprich: sie haben Volumen.
Mich erinnern sie wirklich an einen Deluxe Memory Man. Wobei die ersten Wiederholungen ein klein wenig dunkler sind, als bei meinem Referenz – Modell (aber die Bauteile der alten Geräte variieren auch).
Ich könnte mir vorstellen, dass dieses Pedal den einen oder anderen großen Deluxe Memory Man vom Pedalboard verdrängen könnte.

Delays, Delays, Delays

Gerade der Headroom des Constellators lässt dem Delay immer genügend Platz zum Atmen. Während andere Delays manchmal etwas gedrungener klingen, spürt man hier die Lebendigkeit.
Die Delayzeit von 600ms ist für ein analoges Delay sehr gut. Damit kann man von kurzen, perkussiven Slapbacks über rhythmische Repeats bis zu langen Delays wirklich alles abdecken. Erst wenn man den Regler ganz aufdreht, kann man ein leichtes „Delay Aliasing“ vernehmen.
Bei langen Delayzeiten fügt dieses dem Klang einen schönen Vintage bzw. Lofi Charakter hinzu.
Dreht man die Repeats weiter auf, kann man einen wunderbaren Klangteppich erzeugen, der nie zu undifferenziert oder wummernd wird.
Die Modulation lässt sich von einem leichten Shimmern und Wabern bis zur starken und hörbaren Modulation sehr gut justieren. Die Modulationsgeschwindigkeit, die nicht geändert werden kann, wurde praxistauglich gewählt und gefällt mir sehr gut, um dem Delays noch mehr Bewegung zu verleihen.
Bei aufgedrehtem Mix Regler und kurzen Delays kann es auch sehr gut als Chorus/Vibrato Pedal funktionieren.

Etwas Besonderes

Spannend ist auch, dass das Pedal das gespielte Signal konstant „mithört“. Es leitet also das Gitarrensignal konstant durch den Delay- Schaltkreis und dies wird bei aktiviertem Pedal hörbar. Das macht besonders Spaß, wenn man einen Part ohne Delay spielt und das Pedal beim letzten Ton oder Akkord aktiviert. So erhält man einen fließenden Übergang und bei höher eingestellten Repeats einen Klangteppich. Diese „always listening“ Funktion gab es früher zum Beispiel beim EHX 16 Seconds Delay, Pigtronix Echolution 2 und beim TC 2290 und wurde von vielen Gitarristen kreativ genutzt. Da es für einige Gitarristen ungewohnt sein könnte, sollte man das Pedal vorher einmal selbst ausprobieren. Trails hat das Pedal im Gegenzug nicht.

Fazit

Große analog Delay Sounds in kompaktem Format ist glaube ich ein passendes Fazit. Oder: weniger Platz auf dem Pedalboard dafür umso mehr im Klangraum. Gerade höhenreichere analog Delays sind, aufgrund der Konstruktion, doch eher selten zu finden. Der Constellator hat diese Höhen, ohne dabei dünn zu klingen.
Die Repeats sind einfach schön und mit zugefügter Modulation sehr sphärisch.
Die Regler sind sehr praxistauglich und die perkussiven Attacks mit den klanglich vollen Repeats lässt es sich sehr gut spielen.
Durch seine „listening“ Funktion setzt es sich von vielen anderen Pedalen ab und für aktuell 179 Euro gehört es zu den günstigen Pedalen.