Testbericht: Polyend Tracker – Die Groovebox mit dem einzigartigen Workflow

Polyend Tracker Standalone Der Polyend Tracker widmet sich voll und ganz dem ursprünglichen Tracker-Workflow. Die 8 Tracks, die pro Step einen unterschiedlichen Ton, ein anderes Instrument und zwei Effekte abspielen können, ist umfangreicher, als man vielleicht zunächst denken könnte.

Das Design des Polyend Trackers

In der aktuellsten Version ist der Polyend Tracker in einem Gehäuse aus einer Oberseite aus gebürstetem Metall und einer Unterseite aus Kunststoff behaust. Dreh- und Angelpunkt ist das große Display, das aus allen Winkeln einen guten Überblick über das Geschehen liefert.

Polyend Tracker Functions
Darunter befinden sich 8 schwarze Taster, deren Editier-Funktion jeweils im Display beschrieben wird. Die 48 weißen, beleuchteten Taster darunter dienen der einfachen Eingabe von Notenwerten oder der schnellen Anwahl von Instrumenten und Effekten. Rechts daneben sind die Bedienelemente angeordnet. Zudem befindet sich auf der Oberseite noch eine gerasterter Endlos-Encoder zum Einstellen der Werte und darüber Play, Record und Richtungstaster zur Navigation sowie die Copy- und Paste-Taster.

Im oberen Bereich sind Taster für die Menüführung und zur Auswahl des zu editierenden Elements in Form von einer farbigen Note, Instrument, FX1- und FX2-Taster zu finden. Alle Taster sind aus Kunststoff und erzeugen ein leichtes Klacken.

Die Anschlüsse befinden sich an der Stirnseite und sind als 3,5mm TRS-Buchsen installiert. Hier befindet sich auch ein Stereoausgang, ein Stereoeingang für das Sampling sowie zwei TRS-MIDI-Buchsen. Daneben finden wir einen SD-Karten-Slot und ganz außen einen USB-C-Anschluss für das Netzteil sowie einen An/Ausschalter.

Der Polyend Tracker in der Praxis

Der Tracker ist sehr handlich und da er per USB-Power betrieben werden kann, eignet er sich sehr gut, um unterwegs oder dem Sofa auf dem Schoß via per Powerbank betrieben genutzt zu werden. Nach dem Anschalten befüllt man die Soundbank des Songs mit den gewünschten Samples. Aufgrund des internen Speichers kann nur eine begrenzte Anzahl an Samples geladen werden. Hier beginnt der kreative Prozess, denn ein kurzes Sample, das als Loop abgespielt wird, kann bereits ein tolles Instrument sein. Eine große Auswahl an guten Samples wird bereits mitgeliefert. Die SD-Karte mit 16 GB bietet auf jeden Fall ausreichend Platz. Der Tracker ist Sample-basiert, es können aber auch Synthesizer-Sounds erzeugt werden, indem man die Wavetable- oder Granular-Funktion nutzt.

Aber auch mit einer einfachen, gesampelten Waveform kann spielend leicht ein Synths-Sound erzeugt werden. Das Sampeln per Audio-Input oder dem integrierten FM-Radio ist kinderleicht. Der Sound kann pro Instrument sehr gut mit Filtern, Delay und Reverb-Effekten, Verzerrung und Envelopes oder LFOs designt werden. Einziges Manko oder einzige Einschränkung ist vielleicht, dass das Laden von anderen Songs ein wenig dauert. Ein nahtloses Überblenden von zwei Songs ist also im Live-Set nicht möglich. Hierfür bräuchte man zwei Tracker.

Die Songparts können entweder live eingespielt oder präzise pro Step programmiert werden. Und hier liegt die absolute Stärke des Trackers. Die Drums lassen sich absolut präzise betrachten und programmieren. Damit gelangt man weit weg vom langweiligen „4 on the floor“. Mit den beiden Effekt-Slots können noch verschiedene Parameter beeinflusst werden. Wer den Sound pro Step noch weiter bearbeiten möchte, kann einfach das Instrument kopieren und die gewünschten Änderungen vornehmen. Das macht den Tracker sehr flexibel.

Polyend Tracker Synthesizer

Modi des Polyend Tracker

Spielt man Synthesizer-Sounds live ein, so verteilen sich die monophonen Töne über mehrere Tracks, die vorher dafür aktiviert wurden. Man kann diese Sounds aber auch wieder zu einem einzelnen Sound bouncen. Der Prozess ist spielend einfach und macht richtig Spaß.

Unterschiedliche Pattern können im Song-Modus arrangiert werden und im Perform-Modus ist es möglich, den Sound im DJ-Style live zu bearbeiten. Der Master-Bereich fügt dem ganzen Sound noch Weite und Kompression hinzu und ruck zuck ist der Song fertig.

Der Sound des Polyend Trackers ist sehr gut und die Bearbeitungsmöglichkeiten sind wirklich vielseitig. Man merkt gar nicht, wie die Zeit beim Musizieren vergeht und je nach Gusto kann man mehr oder weniger tief in die einzelnen Steps eintauchen.

Polyend Tracker encoder

Auch wer denkt, dass 8 Tracks und Mono-Tracks den Sound limitieren würden, unterschätzt die Möglichkeiten des Trackers. Schnell fängt man automatisch an, die Parts systematisch zu arrangieren und gegebenenfalls zusammenzumischen. Falls etwas mehr Fläche gewünscht ist, kann das mit etwas Reverb, Delay oder Panning erzeugt werden. Es gibt ja sogar Tracker-Arrangements, die so geschickt arrangiert wurden, dass sie lediglich einen Track benötigen.

Fazit

Der Polyend Tracker verändert den Blick auf das eigene Arrangement. Wie durch eine Lupe werden Details sichtbar und das kreative Sampeln, Bearbeiten und Zusammenfügen ergeben einen ganz neuen Workflow, der einfach Spaß macht. Sicherlich gibt es Grooveboxen, mit denen man schneller zu einem Ergebnis kommen kann. Aber mit etwas Übung und der nötigen Leidenschaft kann man mit dem Tracker richtig Großes komponieren. Nach kurzer Zeit werden die Arbeitsschritte intuitiv und man ist fasziniert von den Möglichkeiten, die sich manchmal auch aus einer Limitierung heraus ergeben können.

Ein paar Beispielsounds und Videos werde ich hier noch posten.

Und hier gelangst du zur Polyend Website.