Testbericht: Strymon Brigadier Teil 2

Im ersten Teil des Testberichts ging es um die Features des Strymon Brigadier. Dieser zweite Teil ist nun dem Sound des digitalen Delays von Strymon gewidmet.

Sound

Im Short Mode, der an einem 1-Chip Delay orientiert ist, erhält man einen wunderbaren Slapback Sound, der immerhin bis zu 400ms liefert. In der Maximalstellung wird der Delaysound leicht metallisch, wie bei einem analogen Delay, dessen Delaychip übertacktet wird.
Die Repeats haben einen realistischen Peak in den oberen Mitten und setzen sich gut durch.

Möchte man ein Delay mit 400ms und einem cleaneren Sound, so kann man einfach in den nächsten Mode, dem Med, wechseln. Dieser fügt dem Delay virtuell einen zweiten Chip hinzu und das Signal wird dadurch cleaner. Es behält natürlich den analogen Charakter und erzeugt, je nach Tone Stellung, einen dunklen und verwaschenen Sound oder einen etwas höhenreicheren und perkussiven Sound.

Mit der Tone Option kann man den gewünschten Delaysound sehr gut feinjustieren.
Möchte man seinem Delay noch etwas Vintage Patina gönnen, dreht man einfach den Bucket Loss Poti auf und schon rauscht es leicht im Hintergrund.
Dies ist klanglich sehr gut abgestimmt, da wie bei einem echten analogen Delay das Signal nicht überdeckt und erst beim Ausklingen richtig hörbar wird. Eine leichte Verzerrung eines schlecht kalibrierten analog Delays kommt ebenfalls hinzu.

Die Modulation ist, wie oben bereits erwähnt, sehr musikalisch und kann auch dezent eingesetzt werden. Es können natürlich auch abgefahrene Pitch Vibrato Sounds erzeugt werden.

Im Long Mode, der ja dann mit virtuellen 10 Chips ausgestattet sein müsste, kann man bis zu 5 Sekunden Delayzeit erreichen. Wer jetzt schreit, dass eine so lange Delayzeit ja gar nicht notwendig sei, kann mal nach Frippertronics googlen. Robert Fripp hat diese Technik erfunden, bei der man ein sehr langes Delay nutzt, um sein Gitarrenspiel quasi zu samplen und dazu zu spielen. Falls man doch lieber kürzere Delayzeiten nutzt, so hat man im long Mode sehr cleane Delay Sounds.

Fazit

Während das El Capistan schon lange ein moderner Klassiker ist und das DIG in Foren als erstes genannt wird, wenn es um gute digital Delays geht, wird das Brigadier oft übersehen. Vielleicht liegt es daran, dass aufgrund der aktuellen Technik und der wieder verfügbaren Chips viele gute „echte“ analoge Delays auf dem Markt sind.
Allerdings braucht sich das Brigadier hinter diesen nicht zu verstecken und ist nicht nur klanglich wirklich überzeugend analog, sondern kann mit seinen gut gewählten Features auch fein abgestimmt werden.
So kann man mit wenigen Handgriffen von einem DM-2/AD9 ähnlichen Delaysound, der sogar Modulation haben kann, zu einem langen Dunklen Delaysound gelangen.
Das Brigadier hat im Gegensatz zum El Capistan lediglich zwei „Secondary Functions“ (Boost und Tone), aber gerade dadurch lässt es sich einfach bedienen und ist wirklich praxistauglich.
Alle Regelbereiche der Modulation und des Bucket Loss haben ihre Sweetspots und somit hat man eigentlich doch mehr als die fünf Potis zur Verfügung.
Lediglich eine Buchse für einen externen Tap Taster hätte ich mir noch gewünscht. Aber dies lässt sich ja leicht nachrüsten.

Somit kann ich das Brigadier jedem empfehlen, der einen guten Analogdelay Sound sucht und den Sound seines Vintage Favoriten nachbilden möchte – diesen allerdings weniger rauschen lassen möchte.