Delays reichern das Gitarrensignal an und erzeugen einen breiteren, lebendigen Sound.
Es gibt zahlreiche Songs, die erst durch das Delay der Gitarre ihren erkennbaren Charakter erhalten. Ein gutes Beispiel hierfür sind viele U2-Songs.
Es gibt unterschiedliche Delay-Arten, die jeweils ihre Vor- und Nachteile haben.
Analog Delay
Eine der ältesten Möglichkeiten, um ein natürliches Delay nachzubilden, ist das analoge Delay. Es arbeitet mit sogenannten Eimerkettenspeichern, die das Signal dadurch verzögern, dass es quasi wie Wasser von einem Eimer in den nächsten weitergegeben wird.
Wie der Name schon sagt, bleibt das Gitarrensignal stets analog. Während die maximale Delay-Zeit bei den ersten Analog Delays noch bei 300ms bis 450ms lag, gibt es heute Pedale mit Delay-Zeiten von bis zu 1200ms.
Durch die analoge Verzögerung entsteht allerdings oft ein Rauschen. Dies wird bei analogen Delays größtenteils herausgefiltert, so dass die meisten von ihnen etwas dunkler klingen. Dadurch steht das verzögerte Signal nicht so markant im Vordergrund, dafür fügt es sich dafür aber perfekt in den Gitarrensound ein, ohne es zu überdecken. Man kann den Gitarrensound damit also andicken, ohne dass hörbar ein Effektgerät erkennbar ist.
Ein besonderes analoges Delay ist der Deluxe Memory Man (und seine Nachfolger) von Electro Harmonix. Es wurde bereits in den 70ern entwickelt und hat einen höhenreicheren Sound als viele andere analoge Delays. In Verbindung mit dem integrierten Preamp kam er schon damals einem Tape- Delay klanglich sehr nahe und ist sehr viel pflegeleichter als ein Bandecho.
Digital Delay
Was zunächst in Rack-Formaten entwickelt wurde, war auch schnell im Pedalform erhältlich: das Digital Delay.
Es hat meist mehrere Delay-Funktionen (Reverse, Modulation, Ducking). Doch seine eigentliche Stärke ist nicht das Nachbilden von analogen Delay-Klängen, sondern das Erzeugen von klaren und brillanten Delay-Signalen. Sie ermöglichen ein rhythmisches Spielen mit dem Delay, das oft so klingt, als würden zwei oder mehrere Gitarren gespielt werden.
Häufig wird dem Digital Delay nachgesagt, dass es zu steril klingen würde. Aber genau das kann auch seine Stärke sein. Es wiederholt nur das aufgenommene Signal, ohne es zu verfälschen.
Daneben bieten digitale Delays wie schon angedeutet oft zahlreiche Features.
Zum Beispiel ist eine Stereo-Option bei Delays nicht zu unterschätzen. Auch wenn man nicht immer mit zwei Verstärkern spielen kann – ausprobieren sollte man es auf jeden Fall einmal. Ein Ping-Pong-Delay mit Modulation und vielleicht einem Ducking-Effekt kann ganz neue Klangwelten erzeugen und inspiriert ungemein. Ein entsprechendes Soundfile mit dem Tonal Recall RKM von Chase Bliss Audio findest du hier.
Tape Delay
Auch wenn einige Tape Echo-Emulationen das Signal etwas dumpfer machen, ist das Tape-Delay klanglich eigentlich dem Digital Delay viel ähnlicher. Ein Echoplex zum Beispiel erzeugt ein ziemlich klares und perkussives Delay, das natürlich noch durch eventuelle Gleichlaufschwankungen des Tonbandes moduliert wird. Unterschiedliche Soundfiles des Fulltone Tube Tape Echo findest du hier.
Der Nachteil eines Tape-Delays ist offensichtlich: Es ist groß, schwer und braucht Pflege (Bänder wechseln, Tonköpfe reinigen). Aber es hat natürlich auch einen einzigartigen Sound. Doch wahrscheinlich ist es eher für Soundfetischisten oder für den Studioeinsatz geeignet.
Die Tap Tempo-Funktion ist zum Glück kein Alleinstellungsmerkmal (mehr) des Digital Delays. Sowohl analoge, also auch Tape-Delays sind mittlerweile mit diesem Feature zu haben.
So hat jedes Delay seine Daseinsberechtigung und ist meiner Meinung nach auch nicht durch eine Emulation durch ein anderes Gerät zu ersetzen. Es macht in meinen Augen durchaus Sinn, mehrere Delays auf dem Pedalboard zu haben, um zwischen mehreren Sounds wechseln zu können.
Denn zwei Delays sind besser als eins.
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