Testbericht: Walrus Audio ARP-87

ARP-87ARP-87 – ein Paar Galaxien, die sich durch ihre gravitativen Interaktionen und durch den Austausch von Gas und Staub formen und beeinflussen.
Wollen wir uns mal anschauen, ob das Walrus Audio ARP-87 ähnliche Eigenschaften wie seine Namensgeber aufweisen kann.

Konstruktion

Das Walrus Audio ARP-87 kommt in einem kompakten, matt schwarz/weiß lackierten Gehäuse mit einem für Walrus Audio so typischen Design daher und passt damit sicherlich auf jedes Pedalboard. An der Stirnseite befinden sich Mono Ein-/und Ausgang, sowie ein 9V- Anschluss. An der Seite gibt es noch einen External Tap Anschluss – Bravo!
Gestartet wird die Rakete mit dem True Bypass Schalter (der auch Trails ermöglicht) und einem Tap Tempo Taster.
Bei den Potis findet man, mit Ausnahme des Repeats Reglers, nicht die üblichen Verdächtigen.
Auf einen Time Poti hat man zugunsten des kompakten Designs verzichtet – aber wer braucht diesen schon, wenn man Tap Tempo hat?
Mit dem Ratio Poti kann man die Unterteilung des Taps wählen.
Das Level Poti regelt das Mischungsverhältnis von dem direkten und Delay Signal. Dreht man ihn voll auf, hat man ungefähr einen 50/50 Mix. 100% Wet ist demnach leider nicht möglich.
Dampen ist ein Low Pass Filter und mit X fügt man eine Modulation zum Delay hinzu.
Der Program Regler ermöglicht es, zwischen den Delay Algorithmen Digital, Analog, Lo-Fi und Slap zu wählen.

Sound

Der Weltall Bezug macht bei diesem Delay auf jeden Fall Sinn, denn das ARP-87 bringt eine schöne Weite in den Sound und kann eine gewisse Schwerelosigkeit erzeugen.
Das digital Delay Setting liefert auch mit aufgedrehtem Dampen Regler einen vollen und runden Klang, der trotzdem rhythmische Interaktionen unterstützt. Mit dezenter Modulation wird hier ein Klangfundament erzeugt, dass den Gitarrenton wunderschön trägt.

Im Analog-Modus wird das Signal etwas dunkler, was durch Zurücknehmen des Dampen Reglers noch gesteigert werden kann. Hier hätte ich mir vielleicht etwas mehr Schmutz gewünscht, aber auch mit diesem Sound kommt es einem guten analog Delay schon sehr nahe. Fügt man etwas Modulation hinzu kann auch der Analog-Modus wunderbar schweben.

Skeptisch war ich vor dem Test hinsichtlich des Lo-Fi-Modus, da ein Sound mit dieser Bezeichnung durchaus speziell sein kann. Allerdings muss ich zugeben, dass dies während des Tests mein Lieblingssound wurde. Er bringt den fehlenden Schmutz des Analog-Modus und klingt durch seine gekappten Bässe etwas heller. In diesem Modus hat der X Regler eine andere Funktion: Er regelt die Filter width. Dieser Sound sitzt perfekt neben dem Gitarrensound und fordert dazu auf, neue (Klang)Welten zu erobern. Sehr gelungen!

Das Slapback hält, was es verspricht: kurze, perkussive Delays, die das Rockabilly Herz höher schlagen lassen und schnelle, cleane Riffs unterstützen.

Das ARP-87 hat auch noch einen „hidden Modus“, der durch das Halten des Tap Tasters bei gleichzeitigem Regeln des Program Reglers aktiviert werden kann. Nun erzeugt das Pedal im Slap Modus ein Tremolo. Gut versteckt, aber schick in der Funktion.

Schade finde ich, dass die getappte Geschwindigkeit beim Ändern des Delay Programms verloren geht und neu eingetappt werden muss. Dadurch ist ein spontanes Ändern des Programms (im Song) eher unpraktisch.

Fazit

Was bleibt noch zu sagen?
Die LEDs sind hell und blinken im Takt.
Bei gehaltenem Tap Regler ist ein Oszillieren möglich – das aufgrund des fehlenden Time Reglers jedoch nicht gepitcht werden kann. Aber dafür ist das ARP-87 auch nicht gemacht.
Es hat immer eine gewisse Weite im Klang und auch wenn mir der Staub im Analog-Modus etwas fehlte, so erzeugt es mit seinen weichen Repeats eine intergalaktische Weite, deren Modulation die Gravitation aufhebt und sehr schön mit dem Gitarrenspiel interagiert.
Das Lofi Setting, das auch einen gewissen analogen Charakter hat, ist wirklich einzigartig.

Preis: €209,- / $199,-

Kategorie: kompaktes Boutique Multi-Delay

Bewertung: interagierende schwerelose Delay-Rakete